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Forschungsschwerpunkte

Forschungsweg und Lehrintentionen 

Architektur als sowohl technisch, künstlerisch wie auch kreativ geprägtes Studium hatte mich seit der gymnasialen Oberstufe angezogen, allerdings ohne besonderes Augenmerk für deren geschichtliche Aspekte. Als Schüler der in Hamburg gerade neu reformierten Oberstufe wurden wir im Rahmen des Kunstunterrichts mit dem Hamburger Stadtteil Altona konfrontiert, einem der damaligen großen Sanierungsgebiete der Stadt, die einer städtbaulich-baulichen Neuordnung unterzogen werden sollten. Sehe ich mir heute unsere städtebaulichen „Erhebungen“ und die daraus resultierenden „Neuordnungsvorschläge“ an, so kann das Ergebnis nur aus unser damaligen „Unwissenheit“ und dem Mangel an umgesetzter Kreativität kopfschüttelnd betrachtet werden. Dennoch war es diese Reform, und die neue Lehrerin, die dafür sorgte, dass ein neuer Wind in den Kunstunterricht einziehen konnte, der meine spätere Tätigkeit maßgeblich beeinflusst hat. Den Studienort hatte die „Zentrale Vergabestelle für Studienplätze“ zu bestimmen, die mir 1974 die Architekturfakultät an der Technische Universität Hannover (heute Leibniz Universität) zuteilte. Dies erwies sich insoweit als Glücksfall, als die beiden in Fachkreisen berühmten Forscher Uvo Hölscher und Herbert Ricke hier studiert hatten, Hölscher später sogar gelehrt. Hölscher, Diplom 1902, ab 1918 Professor, war der Ausgräber von Medinet Habu, sein Schüler Ricke, Diplom 1925, war unter anderem Ausgräber in Theben und Abusir sowie später langjähriger Direktor am Schweizerischen Institut für Ägyptische Bauforschung und Altertumskunde in Kairo.

Von den ehemals intensiven Kontakten nach Ägypten war jedoch in den frühen 1970er Jahren an der hannoverschen Architekturabteilung nicht mehr viel zu spüren. Erst die Neubesetzung des Lehrstuhls für Bau- und Stadtbaugeschichte mit Cord Meckseper und durch seine Assistenten  schafften neue Voraussetzungen an der Abteilung in Hannover. Mein Interesse fokussierte sich aufgrund seiner Lehre und Persönlichkeit zunehmend auf das Studium der Baugeschichte, das durch die Teilnahme an Grabungen in der Türkei (Herakleia am Latmos), in Ägypten (Sakkara), in Deutschland (Hameln) sowie in Marokko (Qsar es-Seghir) mehr und mehr archäologisch-bauforscherisch bestimmt war. Als zentraler Schwerpunkt meiner Forschungsarbeit kristallisierten sich langsam die Themen „Befestigungsanlagen“ und „Stadtentwicklung“ heraus, also Großbauvorhaben, die Entwicklung und Gestalt der Stadt maßgeblich bestimmten. Zunächst mit Arbeiten in Deutschland (Burgenforschung), dann über das mittelalterliche Marokko (Qsar es-Seghir) schien mir die Erforschung von Befestigungsanlagen für das Verstehen des Phänomens „Stadt“ ein lohnender Ansatz zu sein. Dafür bot die Stadtgrabung des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo auf Elephantine in Ägypten, an der ich seit meinem Diplom 1981 teilnehmen konnte, hervorragende Voraussetzungen und eine längerfristige Perspektive. Durch die Arbeiten auf der Nilinsel unter der Leitung von Werner Kaiser hatte mich das „bauforscherisch-ägyptische Fieber“  gänzlich erfasst: seither bildet die Architektur- und Stadtbaugeschichte im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr., auch über Ägypten hinaus, den Schwerpunkt meiner Arbeit.

Wichtig war und ist mir, StudentInnen, gleich welcher Fachrichtung, für die Architekturgeschichte mit all ihren Facetten zu interessieren und zu begeistern. Daher ist der zeitliche Forschungsrahmen, zu dem ich unterrichte, immer breiter geworden. So haben ein Studium an der School for Oriental and African Studies (SOAS) in London 1982/83 sowie ein Forschungsstipendium über die Architektur im Sinai mich zur Auseinandersetzung mit islamischer Architektur gebracht, die eines meiner besonderen Fachgebiete ist. In den 1990er Jahren habe ich dazu in Damaskus, Aleppo und Latakia geforscht und unterrichte auch darüber. Mein aktuelles Forschungs- und Lehranliegen zielt darauf, allen Interessierten als universell einsetzbare Sicht- und Denkweise zu vermitteln: bauforscherisches Sehen, Dokumentieren, Fragen und Interpretieren sowie das Begreifen des historischen Ortes mit seiner Vergangenheit und damit die Fähigkeit, das Bauwerk als historische Quelle für sich selber sprechen zu lassen.