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(F. Labrique)

Epigraphische Arbeiten im Tempel von Kom Ombo

Der oberägyptische Tempel von Kom Ombo aus der griechisch-römischen Zeit stellt wegen der Weihung an zwei Gottheiten – den falkenköpfigen Haroeris und denkrokodilköpfigen Sobek – einen Ausnahmefall auf ägyptischem Boden dar. Seine besondere Relevanz wurde schon kurz nach seinem Wiederaufbau Ende des 19. Jahrhunderts von Jaques de Morgan erkannt, der bald darauf die erste großangelegte Dokumentation in Form von Handzeichnungen – sowohl der figürlichen Darstellungen wie auch der Hieroglyphentexte – vorlegte. Diese Publikation (Kom Ombos. Catalogue des monuments et inscriptions de l'Égypte antique [Wien 1895-1909]) ist allein wegen ihres Umfangs höchst verdienstvoll, jedoch auch von einer Fülle von Fehlern begleitet.

Aus diesem Grund entschloss sich Adolphe Gutbub in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts zu einer systematischen Neuaufnahme des Denkmals. Sie umfasste das Anfertigen hochwertiger, publikationswürdiger Schwarz-Weiß-Fotografien sowie das Publizieren der Inschriften und Dekorationselemente in Form von Standard-Druckhieroglyphen und Strichzeichnungen in mehreren Bänden. Der erste Teil, der erst nach Gutbubs Tod veröffentlicht werden konnte (Kôm Ombo I. Les inscriptionsdu naos (sanctuaires, salle de l'ennéade, salles desoffrandes, couloir mystérieux) [IFAO 1995]), umfasst diezentralen Räume des Tempels. Danach stand die Weiterpublikation für mehr als 15 Jahre still.

Erst im Juli 2013 konnte diese Arbeit in Form von mehreren aufeinander folgenden Forschungsprojekten unter Leitung von Prof. Dr. Françoise Labrique (Universität zuKöln) und in Kooperation mit Prof. Dr. Shafia Bedier (Universität Ayn-Schams) wiederaufgenommen werden. Das Ziel ist die Vollendung der unter Gutbub begonnen Neupublikation der hieroglyphischen Inschriften und der übrigen Dekorationselemente des Tempels mittels moderner Techniken und auf Basisaktueller Wissenschaftsstandards. Die Umsetzung erfolgt dabei schrittweise, indem nacheinander Gruppen von Räumen als Bände der Reihe Kôm Ombo (Verlag: IFAO) publiziert werden. Die bisherige Finanzierung der einzelnen Projekte erfolgte aus Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

 

Kôm Ombo II

Förderzeitraum: 2013-2017 (DFG)

Die Publikation beinhaltet vier zusammenhängende Räume, die unter Ptolemaios VI.errichtet worden sind: Salle médiane, Chambre d’introduction des offrandes, Chambre de l’inondation, Laboratoire. Der Großteil ihrer Dekoration mit Inschriften und Darstellungen wurde bereits unter Adolphe Gutbubs Leitung von dem Fotografen Jean-François Gout (IFAO) in Schwarz-Weiß-Aufnahmen von ausgezeichneter Qualität festgehalten. Sie dienen heutzutage als Grundlage für das Erstellen von Faksimiles mithilfe digitaler Zeichenbretter.

Für das Überprüfen der Hieroglyphentexte konnte auf Zehntausende von Digitalfotos zurückgegriffen werden, die zuvor unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Leitz (Universität Tübingen) entstanden waren. 

Zudem wurden bei eigenen Feldforschungskampagnen Tausende weiterer digitaler Aufnahmen vor Ort gemacht, bei denen auch ein auf 17m Höhe ausfahrbares Stativ („Goliath“) zum Einsatz kam, das vom Edfu-Projekt Hamburg zur Verfügung gestellt worden war. Das Erstellen der hieroglyphischen Editionstexte erfolgte anschließend mithilfe des Programms JSesh, für das eigens Hunderte weiterer Zeichen erstellt wurden, um die großen und kleinen Schreibeigentümlichkeiten im Tempel von Kom Ombo adäquat wiedergeben zu können.

 

Kôm Ombo III

Förderzeitraum: 2017-2020 (DFG)

Geplant ist die Veröffentlichung sämtlicher Dekorationselemente, die sich im kleinen Hypostyl, dem sog. Erscheinungssaal (Salle d’apparition), befinden und vorwiegend aus der Zeit von Ptolemaios VIII. und Ptolemaios XII. stammen. Sie schließen die Wandflächen des Raumes und die darin befindlichen zehn Rundsäulen ein. Dafür werden hauptsächlich dieselben Methoden wie bereits bei Kôm Ombo II angewandt, doch kommen auch neue Techniken zum Einsatz: für die Aufnahme der gewölbten Reliefs auf den Säulen sind eine Spezialkamera sowie eine aufwändige Nachbearbeitung nötig. Nur so können die Darstellungen verzerrungsfrei wiedergeben und anschließend in Form von Faksimiles gezeichnet werden. Diese Arbeit wird von dem Topografen Olivier Onézime und dem Fotografen Gaël Pollin übernommen und stellt eine der zentralen Aufgaben für die kommenden Feldforschungskampagnen vor Ort dar.

KooperationspartnerInnen und kooperierende Institutionen in Ägypten:

Prof. Dr. Shafia Bedier (Universität Ayn Shams, Kairo), Dr. Ali Abdelhalim Ali Ali (Universität Ayn Shams, Kairo), Islam Al-Wakeel Shehata (Universität Ayn Shams, Kairo), Ägyptischer Antikendienst (Supreme Council of Antiquities), Institut français d’archéologie orientale (Kairo).

Weitere KooperationspartnerInnen und kooperierende Institutionen:

Prof. Dr. Christian Leitz (Universität Tübingen), Dr. Vincent Razanajao (Universität Bordeaux), Dr. Anaïs Tillier (Universität Montpellier), Edfu-Projekt (Göttinger Akademie der Wissenschaften), Wörterbuch-Projekt (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften).

Derzeitige ProjektmitarbeiterInnen:

Prof. Dr. Françoise Labrique (Projektleiterin), Anna Dékány (Wiss. Mitarbeiterin), Sven Eicke (Wiss. Mitarbeiter),  Janine Traber (WHB)

Ehemalige ProjektmitarbeiterInnen:

Svenja Dirksen, Corinna Müller, Jasmin Skowronek, Markus Wallas.